Das Beste, was wir von der Geschichte haben, ist der Enthusiasmus, den sie erregt. Diese Worte von Wolfgang Goethe bildeten den Rahmen für die Einweihung und Eröffnung des Heimatmuseums der Stadt Marsberg in Obermarsberg. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung dankte der stellvertretende Bürgermeister Wüllner allen Beteiligten, die in über 8.000 ehrenamtlicher Stunden den Umbau der ehemaligen Schule zu einem Haus der Geschichte und der Begegnung umgebaut haben. Der Förderverein und die Stadt Marsberg stellten das Grundkapital zur Verfügung und so konnten mit Hilfe von Fördermitteln und vielen Spenden die Baukosten von rund 200.000 € aufgebracht werden. Museumsleiter Hermann Runte stellte in den Vordergrund, das Ziel des Gründers des Heimatmuseums, des Propstes Wilhelm Hagemann, weiter zu verfolgen und die Menschen mit allen Erscheinungen ihrer Heimat vertraut zu machen, so dass sie diese in ihrer Eigenart erkennen und im großen Zusammenhang der Zeit und des Raumes verstehen.
Dazu müsse das Museum, so Runte, eine Einrichtung im Entstehen bleiben, denn Stillstand bedeute Rückschritt.
Die Festrednerin, Dr. Kristina Nowak, Direktorin des Museums in Nienburg, ging auf die Ausgrabungen in der villa twesine ein, einem ehemaligen Ort zwischen Marsberg und Westheim, in dessen Nähe schon mindestens im 6. Jahrhundert Kupfererze gewonnen, in kleinen Hochöfen geschmolzen und verarbeitet wurden. Dabei kann man davon ausgehen, dass Karl der Große diesen wirtschaftlichen Schwerpunkt mit seinen Bodenschätzen schon erkannt und folglich die nahegelegene Eresburg nicht nur wegen des dort vermuteten Heiligtums der Sachsen, der Irminsul, zum Ausgangspunkt seiner Sachsenkriege gewählt hat.
In der villa twesie selbst wurden so gut wie keine landwirtschaftlichen Geräte gefunden. Alles war ausgerichtet auf Kupferförderung und –verarbeitung. Funde von Perlen, Pferdegeschirr und kleinen Geräten zur Körper- und Schönheitspflege lassen auf einen für die damalige Zeit ungewöhnlichen Wohlstand schließen.
In den hellen und großzügigen ehemaligen Klassenräumen konnten anschließend die Besucher die ausgestellten Exponate mit ausführlichen Beschriftungen ansehen. Im ersten Raum geht es um die Geologie, die Entstehung des Marsberger Raumes, und um den Bergbau. Gerd Rosenkranz hat dort in akribischer Kleinarbeit ein Bergbaumodell erstellt, das einmal erkennen lässt, wie hart die Arbeit der Bergleute unter Tage war, aber auch wie durchlöchert der Eresberg im Süden der Stadt ist.
Im gegenüberliegenden Raum steht im Mittelpunkt der Frühgeschichte das Höhlenbärenskelett, dessen Knochen in der nur wenig von Obermarsberg entfernten Weißen Kuhle bzw. Nüsen Höhle gefunden wurden. Auch dort gefundene Feuersteinklingen lassen frühe menschliche Spuren erkennen.
Breiten Raum nimmt der König und spätere Kaiser Karl der Große ein. Eine alte Landkarte aus der ehemaligen Schule zeigt, dass auch die Franzosen ihn mit Recht als ihren Kaiser ansehen. Fast ein Jahr lang hat er in der Winterpfalz mit seiner ganzen Familie, mit Tross und Soldaten auf der Eresburg gelebt und von dort aus den Reichstag in Paderborn vorbereitet.
Der Wohlstand Horhusens (Niedermarsberg), der schon wie bei der villa twesine auf Kupfer und Eisen sowie auf der günstigen Verkehrslage beruhte, mehrere Handelswege kreuzten sich in Horhusen bzw. in der Nähe von Horhusen, veranlasste das Kloster Corvey, für ihren Ort von Ludwig IV. das Recht, Münzen zu prägen lassen, Märkte abzuhalten und Zölle einzuziehen, zu bekommen.
Ab 12 hundert zogen dann viele begüterte Handelsleute und Bürger auf den sicheren Eresberg, befestigten die Stadt mit Mauern und Türmen und bauten die überaus kunstvolle Nikolaikirche, die Perle der Frühgotik. In einem weiteren Raum setzt sich dann die Stadtgeschichte der Oberstadt bis zu ihrer Zerstörung im 30-jährigen Krieg fort.
Auch Zeitströmungen, wie die Hexenverfolgungen oder Glaubenskämpfe werden berücksichtigt und anschaulich dargestellt.
Ein erster Schritt zur Geschichte des Gesundheitswesens, angefangen von der Irrenanstalt bis zu den heutigen LWL-Kliniken und zur Geschichte des Krankenhauses, ist durch die Einrichtung der Apotheke von der Iskenius-Familie getan. Wie Tinkturen gemixt, Pillen gedreht und Tabletten auf einfache Weise untergebracht und den Kunden mitgegeben wurden, wird von Regina Iskenius-Müller engagiert dargeboten.
Ein besonderes Erlebnis ist dann die Schatzkammer. Hier soll der Himmel ein wenig transparent gemacht werden. Mitten im Raum steht erhöht der barocke Posaunenengel, umgeben von Skulpturen aus der Barockwerkstatt Heinrich und Christopfel Papen und aus der Magnuskirche Marsberg und von Fragmenten, die die Kirchengemeinde Erlinghausen dem Museum zur Verfügung gestellt hat. In den Vitrinen glänzen das Liborius-Reliquiar und das Sturmius-Reliquiar. Wertvolle, alte Bücher geben die Geschichte der Päpste wider oder berichten über das Sachsen- und Frankenland in lateinischer Sprache. In gotischen Fenstern und Nischen befinden sich eine Pieta und die sogenannte Trauernde sowie die hl. Katharina, um 1500 hergestellt.
Nach seinem Besuch des Heimatmuseums erklärte der Direktor des Schleswig-Holsteinischen Landesmuseums, Dr. Klaus von Carnap Bornheim, der in Marsberg wegen des ‚Geo-Parks Grenzwelten’ weilte:
Er habe sehr positiv für sich vermerkt, dass das Museum nicht nur eine Sammlung von Gebrauchsgegenständen der letzten Jahrhunderte sei, sondern dass man auf eine interessante und spannende Wissensvermittlung gesetzt hat, die man in dieser Form selten findet.
Die Öffnungszeiten des Heimatmuseums der Stadt Marsberg sind jeweils am Mittwoch von 15.00 bis 17.00 Uhr und am Sonntag von 14.00 bis 17.00 Uhr oder nach Vereinbarung.
Erwachsenenführungen durch die historische Stadt Obermarsberg oder Kinderführungen in mittelalterlicher Kleidung sind unter der Nummer 02992-8981 oder 02992-8494 oder 02992-3463 zu buchen.