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Karl der Große und die Eresburg

Obermarsberg erinnert zum 1200. Todestag an einen großen Europäer

Fast auf den Tag genau, nämlich am 28. Januar vor 1200 Jahren, ist Karl der Große in Aachen gestorben – Grund genug, sich auch in Obermarsberg seiner zu erinnern.

Hermann Runte, Ulrich Boxberger und Detlev Steinhoff feilen zurzeit an den Texten für die Ausstellung zu Karl dem Großen, die zusammen mit der Einweihung des Heimatmuseums in Obermarsberg eröffnet werden soll. Foto: Kristin Sens

„Es hat sich zwar mehr oder weniger so ergeben und doch sind wir vom Team des Heimatmuseums der Stadt Marsberg stolz darauf, dass wir das Museum gerade in diesem Jubiläumsjahr in den renovierten Räumlichkeiten der alten Schule in Obermarsberg einweihen und eröffnen können“, erklärte Museumsleiter Hermann Runte.

Der junge König Karl der Erste (das Geburtsjahr wird zwischen 747 und 748 angegeben), der schon zu Lebzeiten den Beinamen „der Große“ bekam, zog nur wenige Jahre nach seiner Krönung ins nördliche Hessen und eroberte im Jahre 772 die sächsische Eresburg – das heutige Obermarsberg. Dabei ließ er auch die Irminsul zerstören, das zentrale Heiligtum der Sachsen, welches, so berichten die Reichsannalen, in unmittelbarer Nähe zur Eresburg gestanden haben soll. Archäologische Belege gibt es dafür bisher allerdings nicht.

Die Eroberung der Eresburg und die Zerstörung der Irminsul waren der Auftakt der sogenannten Sachsenkriege Karls des Großen. Seine Feldzüge gegen die Sachsen endeten erst 804/805 mit der Unterwerfung der sächsischen Nordalbingier und der Ernennung des Missionars Liudger zum ersten Bischof von Münster.

Es ist bis heute unter Historikern nicht entschieden, ob Karl der Große von vornherein die Unterwerfung und Missionierung der Sachsen geplant hatte, oder ob er zunächst nur die Grenzen des Fränkischen Reiches gegen Übergriffe sichern wollte. 777 fand erstmals eine fränkische Reichsversammlung auf sächsischem Boden statt, im neu gegründeten Karlsburg, dem heutigen Paderborn. Sie sollte die Bekehrung der Sachsen vorantreiben. Ein erster Wendepunkt trat ein, als sich Karls Hauptkontrahent Widukind 785 taufen ließ und den Treueeid auf den Frankenkönig leistete.

Eresburg drei Mal erobert

Auch die Eresburg war erst nach einer dritten Einnahme 776 fest in fränkischer Hand. Bis dahin wurde sie zwei Mal von den Sachsen zurückerobert. „Diese Tatsache und die hervorragende Lage der Burg lassen erahnen, welch herrschaftliches Machtsymbol die Eresburg einst gewesen sein muss“, erklärt LWL-Archäologin Dr. Eva Cichy. Sie hat sich auf Spurensuche begeben, um die Geheimnisse um die Eresburg und die Nutzung des Tafelbergs zu lüften. Ihre Forschungsergebnisse hat die Archäologin in einer 40-seitigen Broschüre vorgestellt, die vor Kurzem in der Reihe „Frühe Burgen in Westfalen“ der LWL-Altertumskommission für Westfalen erschienen ist (siehe Bericht auf Seite 2).

„Sicherlich spielten bei der Bedeutung der Burg auch Bodenschätze, wie Kupfererze eine Rolle, die zu dieser Zeit bereits in der nahen ,villa twesine’ abgebaut wurden“, vermutet Runte. Auch wenn es dafür keine eindeutigen Belege gibt, so ist es nicht unwahrscheinlich, dass es neben den politischen und religiösen Gründen auch wirtschaftliche Interessen gab. Im Jahre 779 galt die Eresburg als so sicher, dass Karl den Abt von Fulda, den heiligen Sturmius auf die Eresburg beorderte, weil er dessen Leib und Leben durch sächsische Aufrührer, die durch den Lahngau zogen, in Gefahr sah. Laut historischen Quellen residierte Karl 784 bis 785 mit seiner Familie auf der Eresburg und baute sie zu einer Winterpfalz aus. Am 3. April feierte er dort das Osterfest. Er ließ die 779 gegründete Kirche bei seinem Aufenthalt durch einen Neubau ersetzen und richtete später einen kleinen Mönchskonvent ein.

799 soll Papst Leo III die Kirche geweiht haben, vermutlich als er auf dem Weg nach Paderborn war, wo sich das in Rom angefeindete Kirchenoberhaupt Unterstützung von Karl dem Großen sichern wollte. Im sogenannten Benedictus-Bogen der Kirche ist der Kopf des Papstes verewigt.

Im Museum wird das Thema Karl der Große auf der Eresburg, neben anderen Schwerpunkten der Marsberger Geschichte, ausführlich dargestellt werden. Die letzten Anstreicherarbeiten sollen nächste Woche beendet sein, teilweise ist schon mit der Einrichtung und Gestaltung der Räume begonnen worden. Unter anderem wird die Kopie eines von Albrecht Dürer angefertigten Portraits von Karl dem Großen im Museum zu sehen sein, welches Hermann Runte aus dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg bekommen hat.

Auftakt der Gedenkfeierlichkeiten soll in der Fastenzeit ein Drehorgel-Konzert in der Stiftskirche sein. Im Mai wird der Mittelalterexperte Professor Dr. Matthias Becher von der Universität Bonn zu Karl dem Großen einen Vortrag halten. (Von Kristin Sens, marsberg@sauerlandkurier.de)